Donnerstag, 2. August 2012

Einleitung

Diese Schrift ist entstanden auf der Suche nach den Wurzeln des Faschismus - der Gewalt, der Konflikte, Krisen und Kriege –, um diese nachhaltig zu lösen. Auf dieser Reise habe ich die Wurzeln in Form von Intoleranz und Chauvinismus kennenlernen dürfen. Im Alltag zeigt sich dies vor allem durch Angst vor Neuem, Angst vor Fremden und Angst vor Veränderung.

Ich erkenne Faschismus, wenn sich Menschen wechselseitig (verbal) verletzen (!), beschimpfen, unterdrücken, übergehen oder sonstwie ausschliessen. Wenn der eine den anderen "aus der Welt" haben will oder gar insofern aktiv wird. Tatsächlich ziehe ich die Grenze bei Verletzung, ob subtil, (non-) verbal oder handgreiflich.

Dabei beziehe ich mich auf die "Analyse des Faschismus" von Erich Fromm und das Lebenswerk von Arno Gruen; http://www.youtube.com/watch?v=2R7RjYQn_To & http://www.youtube.com/watch?v=BufNfMbzgGc

Den Anderen - das Problem - so einfach "loswerden" zu können, ist eine Illusion. Wir müssen damit klar kommen, den Planeten gemeinsam zu teilen - auch mit (psychisch) kranken und von Angst zerfressenen sowie (verbal) gewalttätigen Menschen. Das ist ein Problem der gesamten Menschheit und nicht von irgendwelchen kleinen Gruppen alleine. Die Wurzel der Kriege liegt in jedem Menschen und beginnt mit der Kommunikation, der ART & WEISE. Wer sich daran beteiligt, den Faschismus alleine im Aussen zu suchen, versucht ihn auf Gruppen zu beschränken, der schafft eine unsichtbare Bühne für den Krieg der Worte und Gedanken im eigenen Umfeld!

Das bedeutet nicht, dass wir Verletzende Personen und menschenverachtende Propaganda z.B. in einer Partei dulden müssen. Eine Partei ist keine Plattform für "Freie Meinungsäusserungen", die nicht zum Menschenbild der Partei passen. Eine Partei ist ein Zusammenspiel von Gleichgesinnten und es gibt sehr wohl Gesinnungen, die nicht passen. Autorität, Verneinung, Ausschluss und Selbstverteidigung sind nicht grundsätzlich faschistoid. Da es sich aber um Mittel handelt, die faschistische Menschen primär nutzen, sind diese mit Bedacht und Weise einzusetzen. Wir befinden uns hier mitten in einem alten und noch lange nicht aufgelöstem Widerspruch von "Idealismus" und "Realismus" - nicht auf der Bühne "Internationaler Bezihungen", sondern direkt vor der Nase.


Es ist dies der Widerspruch, mit dem ich als eher pazifistischer Mensch zu kämpfen habe. Wie soll ich mich als Pazifist gegenüber Gewalt verhalten und wo ist Selbstverteidigung angebracht oder gar überlebenswichtig, notwendig? Gerade Zivilcourage zeigt, wie wichtig ein autoritäres Einschreiten sein kann. In der Regel braucht es hier aber keine Gewalt, sondern einfach Rückgrad. Gerade Arno Gruen analysiert, dass man einer autoritären Persönlichkeit nur autoritär begegnen kann, soll und muss.

Ich habe erkannt, dass ich zunächst meine eigenen Ängste und Überheblichkeiten, Süchte und Scheuklappen erkennen und lösen muss, um diese zu verstehen, wenn ich meine Erfahrung weitergeben will. So lange ich selbst noch in diesem Spiel der subtilen und verbalen Gewalt mitmische, kann ich schwer andere kritisieren und erst recht keine authentische Lösung bieten. Wahrscheinlich würde ich versuchen den Faschismus mit faschistoiden Mitteln zu bekämpfen. Ich würde nicht einmal bemerken, dass ich selbst – in meiner ART & WEISE – zu dem geworden bin, das ich zu bekämpfen vorgebe.

Eigentlich bin ich noch nicht so weit – aber das Leben forderte mich auf, mich zu „positionieren“. Daher ist dies zunächst ein Versuch, der sicherlich der Weiterentwicklung unterworfen ist.

Es geht leider nur, sich der wirklichen Problematik von Faschismus zu nähern, wenn man bereit ist vor der eigenen Haustüre zu kehren. VOR der eigenen Haustüre – also bei sich, in sich selbst. Wenn man bemerkt, dass Faschismus ein Gesamtgesellschaftliches Problem ist - in Form der subtilen kommunikativen Kriege und Verletzungen - wird man etwas Vorsichtiger mit dem Vorwurf des Faschismus anderen gegenüber, der sehr wohl auch die falschen Treffen kann.

Paranoia zu schüren hilft nicht. Das Internet und 140 Zeichen bei Twitter sind selten geeignet für emotionale Themen. Häufig missverstehen sich die Kontrahenten viel zu schnell, hinterfragen zu wenig und sind zu schnell bei Angriffen, Verurteilung und Denunziation oder gar Ausschluss. Genau das habe ich selbst in der Gruppe "Piratenpartei Berlin" erlebt, da ich kritisierte und meine Meinung zum Thema "Nation" in Form eines Videos verlinkte, wurde ich kommentarlos ausgeschlossen und im Anschluss als "Faschist" bezeichnet. Das Video selbst kann dies direkt wiederlegen: http://archive.org/details/people-have-the-power

* (ich kritiserte, dass Kritik an Israel offensichtlich nicht gewünscht war, obwohl ich mich persönlich eigentlich für ganz andere Kriege - und auch dort beide Seiten - interessiere.)

Wenn diese Gesprächskultur dafür sorgt, dass auch die Falschen bekämpft werden, sich die Einzelnen wechselseitig - teilweise aufgrund von überbewerteten Signalwörtern - bezichtigen oder gar sanktioniert werden, Kommunikation und Inhalte vermieden werden, dann ist dies eine Form von Verletzung und Krieg. Ganz schnell sind es nicht nur die Faschisten, sondern auch andere unliebsame "Meinungen", die unrefelktiert bekämpft werden (dürfen) - wie in meinem Fall. Es ist einfach ein sehr kleiner Schritt, wenn plötzlich auch jemand, der das Wort "Nation" in den Mund genommen hat (in meinem Fall war es sogar eine "Lösung des Nationalismus"), als Nationalist beschimpft und denunziert wird. Dies ist vergleichbar mit einzelnen Kriegsgründen auf der Weltbühne, einfach nur im Kleinen. Auch bei Waffengewalt spielt nicht selten eine krankhafte Kommunikationskultur eine nicht zu unterschätzende Rolle. Auch hier schaukeln sich Kleinigkeiten und Missverständnisse viel zu schnell hoch und genau hier ist ein Hebel anzusetzen!!

Wer andere als Faschisten beschimpft und dabei auch in Kauf nimmt die Falschen zu treffen - auch noch der Meinung ist, selbst frei von Überheblichkeit und Unterdrückung zu sein - sieht seinen eigenen Faschismus bereits gar nicht mehr. Solche Agressoren lenken auch andere davon ab vor der eigenen Haustüre zu kehren und sich mit den Inhalten lösungsorientiert auseinander zu setzen. Nicht selten rufen diese Personen zu einer Hetze gegen Einzelpersonen auf, in der kaum noch analysiert wird, worum es eigentlich geht. Und leider folgen viel zu viele, was eine weitere Parallele zum Faschismus aufzeigt!

Faschismus beginnt exakt da, wo wir die Augenhöhe verlieren, Grundrechte beschneiden und verletzen wollen. Wer so denkt, sollte zu Ende denken und offen sagen, dass er keine andere Lösung weiss, als das Feindbild zu ermorden. Wer (verbale) Gewalt und (subtile) Verletzungen legitimiert, sollte zugeben, sich auch auf der großen Bühne nicht zurück halten zu können. Wer durch seine Beschimpfungen, "die anderen wären die Faschisten", davon ablenkt, dass wir alle Verletzungen, Ängste, Wut, Kontrollmechanismen, Scham, Depressionen und egomanische Schweinehunde in uns zu bekämpfen haben, macht eine wirkliche und demütige Lösung nahezu unmögich. Wer die Versuche Einzelner, dem Faschismus argumentativ zu begegnen, vereitelt, und selbst keine wirkliche Lösung der Problematik liefert, muss sich gefallen lassen als ein Handlanger des Faschismus bezeichnet zu werden. Ich warne davor derart (!) autoritären Persönlichkeiten Macht zu geben.

Eine wirklich tiefgreifende und nachhaltig wirkende Lösung des Faschismus muss selbst ohne faschistoide Tendenzen (wehret den Anfängen!) auskommen und darf sich nicht in komplexer Projektion ergießen. Traurig dabei ist, dass die wenigsten den subtilen Krieg auf der Geistesebene erkennen, geschweigedenn lösen und sich die meisten an verbaler Gewalt beteiligen – ohne zu erkennen, damit Teil des Problems zu sein. Noch fataler ist natürlich, wenn dies im vorgeblichen Dienst gegen den Faschismus selbst geschieht.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man alles tolerieren muss - Meinungsfreiheit ist ein Werzeug, um zum Kern von Problemen vordringen zu können.
Nur, indem wir uns mit den faschistischen / faschistoiden oder zweifelhaften Inhalten, Themen, Quellen und Menschen auseinandersetzen und uns selbst dabei positionieren, ermöglichen wir auch den anderen Denkenden Wesen im Umfeld, sich selbst zu hinterfragen und vielleicht sogar Meinungen zu ändern, Ängste abzubauen. In der Regel tolerieren solche Menschen, die Faschismus argumentativ begegnen wollen und menschlich darauf zugehen auch die Menschen, die das Problem einfach abschneiden und als Statement vor die Tür setzen wollen. Genauso sollten aber auch diese Menschen, die nach einer wirklichen Lösung suchen, von denjenigen toleriert (und eigentlich sogar unterstützt werden), die es sich einfach machen wollen. Genau das ist es nämlich, es ist nicht einfacher - sondern härter und schwieriger, sich dem Problem zuzuwenden, als sich nur abzuwenden und zu glauben ein Transparent würde genügen!!

Wenn wir Meinungsfreiheit beschneiden wollen, was zwar im Grunde rechtlich nicht wirklich geht - aber sehr wohl kommunikativ in Gruppenprozessen -, dann sollten uns auch die Folgen bewusst sein. Denn die Meinung ist damit nur aus dem Raum und nicht aus der Welt. Der Ausgeschlossene wird in seiner subtilen Verletzung letztlich nur bestärkt, das persönliche Problem also nicht kleiner - sondern größer... und vielleicht sogar gewalttätiger. Das Bekämpfen von Faschismus mit autoritären Mitteln kann also sehr wohl geeignet sein, sich am Problem der faschistischen Gewalt aktiv zu beteiligen.

Meinungsfreiheit, wenn diese von "beiden Seiten" (!) praktiziert wird, ist eine Chance auf menschlich-empathischer Ebene zum Kern des Problems, den Verletzungen und Ängsten, vordringen zu können. Kommunikation, wenn diese NICHT faschistisch sein will, ist immer eine Öffnung, in der wir selbst verletzbar werden. Dies bemerkt man vor allem dann, wenn ein Konflikt von beiden Seiten wirklich gelöst wurde. Wir kommen uns näher, lernen uns kennen, in Stärken aber auch in Schwächen. Mir ist keine (!) andere Möglichkeit bewusst, um die Verletzungen und ihre Auswüchse zu heilen, die wir alle haben!


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